8. Motorradwallfahrt nach Vierzehnheiligen vom 26.-28. August 2005




Autor: Michael Jung



Fünfzehn Personen auf acht Motorrädern haben sich zu unserer achten Motorradwallfahrt nach Vierzehnheiligen vor der Kirche St. Marien in Dudenhofen eingefunden. Andrea Köneke, unsere Pastoralreferentin begrüßt uns zum Reisesegen und stellt das diesjährige Thema vor: Gegenwart. Am ersten Tag beschäftigen wir uns mit dem Blickpunkt "Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens". Pfarrer Meissner erteilt uns den Reisesegen und ich stelle danach die Strecke und die Regeln beim Fahren vor. Danach starten wir bei idealem Wetter. Es geht durch die schattigen Wälder des Spessarts auf uns wohlbekannten kurvigen Straßen hinauf zur Bayerischen Schanz.


Mit meinem Gespann habe ich bereits auf dieser ersten Etappe das von meiner Frau zugestandene tägliche Kontingent an Hochsteigen-lassen des Seitenwagens (3x) verbraten, so dass ich für den Rest des Tages meinen Fahrstil ändern muss: Raushängen statt Steigenlassen. Nach einer Kaffeepause widmen wir uns unserem Thema.
Dazu liest Gabi den Text: „Ich frage..." , Fragen nach dem Leben, nach Glück und dessen Bedeutung. Anschließend erzählt Sven Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral: Ein südländischer Fischer, der in der Sonne döst, als ein Tourist ihn überreden will, geschäftstüchtiger zu werden. Beim näheren Hinterfragen kommt der Fischer zum Schluss, dass am Ende aller Geschäftstüchtigkeit er in der gleichen Situation wie jetzt ist.




Weiter geht es in das Sinntal, dann an die Fränkische Saale und schließlich in die Rhön. Punkt 18:00 Uhr treffen wir im Kloster Kreuzberg ein. Wir steigen zum Gipfel hinauf und beten unter den drei Kreuzen. Wir betrachten Bilder zum Leben Abrahams, der sich noch mit 75 Jahren berufen ließ und den Aufbruch im vollen Gottvertrauen wagte. In der anschließenden Meditation stellen wir uns Fragen, wie wir mit der Gegenwart umgehen, wie wir bereit sind, angestammte Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Wir schließen die Meditation mit einem Vater Unser ab. Es ist immer wieder faszinierend, hier oben zu stehen und die Aussicht über die Kuppige Rhön zu genießen. Nach dem Abstieg genießen wir das dunkle Klosterbräu und die deftigen Speisen der Klosterküche. Ab 22:00 Uhr herrscht Bettruhe. So sind auch fast alle wieder pünktlich um 7:00 Uhr in der Frühmesse. Nach dem Frühstück fahren wir wie in den vergangenen Jahren über die Hochröhnstraße nach Thüringen. Vor Fladungen drehen wir dank unpräziser Eingaben in das Navigationsgerät eine Ehrenrunde. Die Radfahrer, denen wir so ein zweites Mal begegnen, mögen sich ihren Teil dabei gedacht haben. Die erste Zwischen-station liegt am Rennsteig. Das Thema des heutigen Tages lautet: "Bewusst im Jetzt stehen und leben". Klaus liest: „Ich liebe das Leben..." , das Leben in der Familie, in der Natur , in Kunst, Musik, Technik, ...Verpflichtung in dieser Gegenwart, am Teppich des Lebens mit zu weben. Anschließend beten wir reihum das Vater Unser des Straßenverkehrs, das uns daran erinnert, uns rücksichtsvoll gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern zu verhalten und verantwortungsvoll mit der Schöpfung umzugehen. Danach halten wir Mittagspause an diesem herrlichen Rastplatz im Grünen. Weiter ziehen wir Richtung Frankenwald. Waren im Thüringer Wald Straßenkreuze, Wallfahrtsbildstöcke oder Kapellen entlang unserer Route so gut wie nicht vorhanden, so sind diese Erinnerungen an Gottesverehrung in Vergangenheit und Gegenwart nun deutlich und häufig ausgeprägt. An einer kleinen mit Schiefer ganz beschlagenen Kapelle an der Frankenwaldhochstraße legen wir daher die zweite Zwischenstation ein. Christine liest die Geschichte aus dem kleinen Prinzen mit dem Weichensteller vor, mit vielen Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum. Danach beten wir den Psalm des Motorradfahrers.






Wir liegen gut in der Zeit, so können wir uns länger an diesem malerischen Ort aufhalten, bevor wir über Kronach Richtung Lichtenfels fahren. In den vergangenen Jahren konnten wir immer über Kloster Langheim fahren und dann über den Wallfahrtsweg von oben Vierzehnheiligen erreichen. Die Schranke war für unsere Motorräder nie ein Hindernis, manchmal war sie auch offen. Doch heute, ausgerechnet wo wir das Gespann dabei haben, nicht. So legen wir noch eine Schleife über Lichtenfels ein, sind aber trotzdem rechtzeitig in Vierzehnheiligen, es reicht sogar noch für einen Kaffee vor unserer Besinnung, die wir wie gewohnt auf den Stufen vor dem Hauptportal vornehmen. Für die siebenmalige Teilnahme erhalten Renate, Klaus, Guido und Hannes die Ehrennadel wie im Jahr zuvor schon Zeljko und Michael. Holger, unser schon lange bekannter Schweizer eröffnet uns die Möglichkeit einer Motorradsegnung und organisiert noch Blasmusik zum feierlichen Einzug, den wir mit einer Fahrradwallfahrergruppe aus dem Frankenwald zusammenlegen. Abgeholt werden wir wieder von Pater Claus Scheifele zusammen mit Holger. Mit „Großer Gott wir loben dich", Blasmusik und Glockengeläut betreten wir die Basilika durch das Hauptportal. Zu uns hat sich ein weiterer Motorradfahrer aus Hassfurt gesellt. Nach Aussetzung des Allerheiligsten und der herzlichen Ansprache durch Pater Claus schreiten wir durch das Seitenportal zur Fahrzeugsegnung. Holger hat Pater Claus zur Mitfahrt im Seitenwagen überredet. Es ist mir ein Ehre, Pater Claus im Gespann einmal um die Basilika zu fahren. Beiläufig erwähnt er, dass er in seiner Missionszeit in Afrika ebenfalls Motorrad gefahren ist, und zwar eine Enduro. Das erinnert mich an meine frühe Jugend, als mir ein Bruder der Weißen Väter von seiner Anreise als Missionshelfer nach Afrika mit einem Motorradgespann berichtete, mit dem er die Sahara durchquerte. Ein älterer Herr und ein kleiner Junge möchten ebenfalls eine Runde im Seitenwagen um die Kirche drehen. Dann ist Zimmerbezug bei Frau Witzgall und Besuch der Klosterbrauerei angesagt. Da wir schon lange Essen bestellt haben, können wir nicht an der nun angekündigten Lichterprozession teilnehmen. Heute Abend wird es nicht sehr spät, bis wir das Nachtlager aufsuchen. Und so sind wie schon am Vortag am nächsten Morgen Alle wieder früh auf den Beinen zum Packen der Motorräder, zum Frühstück und zum Gottesdienst um 8:00 Uhr. Beim feierlichen Auszug treffen wir auch auf Freunde aus Rodgau, die hier im Rahmen des Bibelkreises ein Wochenende verbringen. Gestärkt und dankbar treten wir die Heimreise an, wie gewohnt durch die Fränkische Schweiz, das Kleinziegenfelder- und das Wisenttal und den Wallfahrtsort Gößweinstein. An einem Wallfahrerandachtsplatz zwischen Gößweinstein und Ebermannstadt legen wir unsere erste Meditationsstation für heute ein. Wir betrachten Siger Köders Bild „Labyrinth und Rose", Gott wird über ihnen leuchten (Offb 22). Andrea interpretiert das Bild in Verbindung zu unserem heutigen Thema „Gegenwart Gottes." Über Ebermannstadt fahren wir nach Altendorf, wo wir nun schon zum drittenmal das sonntägliche Mittagessen unserer Wallfahrt im Freien unter schattigen Kastanienbäumen einnehmen. Wir umfahren Bamberg und passieren den Steigerwald. Nach einer ausgedehnten Tankpause gelangen wir auf unserem weiteren Weg in das Fränkische Weinland. Wir überqueren bei Volkach, Zellingen und Marktheidenfeld den Main und fahren dann das Hafenlohrtal hinauf. In der Lichtenau machen wir Kaffeepause. Auch hier können wir uns einen längeren Aufenthalt leisten, da wir gut in der Zeit liegen. Das ändert sich plötzlich, als wir auf unserem weiteren Weg durch den Spessart auf eine Straßensperre ohne Umleitung stoßen. Wir müssen wieder hinauf zum Engländer, dann hinab nach Sailauf und über Rottenberg, Wenighössbach und Breunsberg zum geplanten letzten Zwischenstationspunkt bei Daxberg. Hier an einem Wegkreuz mit herrlicher Aussicht über große Teile des Spessarts erläutert nun Andrea unter sichtlichem Zeitdruck die Kommunion als die höchste Form der Gegenwart Gottes. Wir fahren hinab in die Mainebene, die wir bei Hörstein erreichen. Den Restweg legen wir auf der Autobahn zurück. Punkt 18:00 Uhr erreichen wir St. Marien in Dudenhofen und betreten die Kirche währen des Eingangsliedes. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Kotschner danken Maria und ich in einem Gebet für den guten Verlauf, die Witterung und die Erfahrungen dieser unserer 8. Motorradwallfahrt nach Vierzehnheiligen. Wir verabschieden uns nach dem Gottesdienst mit dem obligatorischen Gruppenfoto am Brunnen vor der Kirche.